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Der dunkelste Tag der Nachkriegsgeschichte

Rede zum Tag des Mauerbaus – 13.08.2020

Heute genau vor 59 Jahren war der 13.08.1961. Dies war der Tag, an dem der Unrechtsstaat der DDR mit seinem unmenschlichen Mauerbau den hier lebenden Deutschen die Freiheit nahm. Der 13.08.1961 war auch der Tag, an dem die DDR Deutschland nicht mehr nur politisch und ideologisch, sondern über 28 Jahre in barbarischer Weise auch räumlich teilte und sich die DDR von der freien Welt abtrennte.

Die Mauer hat über 28 Jahre lang uns allen, uns Deutschen, die Freiheitsberaubung der Menschen in der DDR tagtäglich vor Augen geführt. Die Gewalt, die von der Mauer ausging, war nicht nur psychologisch, sie war unmittelbar physisch zu spüren. Viel zu viele Menschen haben an der Grenzanlage für ihren Wunsch nach Freiheit in oft grausamer Weise den Tod gefunden. Daher ist und bleibt der Bau der Mauer am 13.08.1961 der dunkelste Tag der innerdeutschen Nachkriegsgeschichte. Dieser Tag darf niemals in Vergessenheit geraten. Auch dürfen wir nie vergessen, wer hierfür die Verantwortung getragen und Schuld auf sich geladen hat.

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Dr. Wolfgang Weisskopf Kreisvorsitzender

Viel zu viele Menschen haben an der Grenzanlage für ihren Wunsch nach Freiheit in oft grausamer Weise den Tod gefunden.

Die Deutsche Erinnerungskultur ist zum Glück stark und gut ausgeprägt. Und so hat auch dieser Tag seinen unverrückbaren Platz in unserer Erinnerung. Als Mahnung dafür, dass sich die demokratischen Kräfte in Deutschland mit aller Macht für die bürgerliche Freiheit engagieren und sich entschieden gegen jede Form von Radikalität in Politik und Gesellschaft stellen muss.

Dank der friedlichen Revolution ist am 09.11.1989 die Mauer gefallen, ohne dass ein Tropfen Blut vergossen werden musste. Seit dieser Zeit haben wir Deutschen in Deutschland und auch in Europa und in der Welt Brücken und keine Mauern gebaut. Seit dieser Zeit wächst zusammen, was zusammengehört.

Gleichwohl bestehen in manchen Köpfen immer noch Mauern nicht nur in Ost und in West, sondern auch zwischen denjenigen, denen es auf der Welt gut geht, weil sie in Freiheit und Wohlstand leben und denjenigen, die auf der Flucht nach einem freien und sicheren Leben sind, weil ihnen ohne eigenes Verschulden ein freies und gutes Leben in ihrer Heimat versagt ist.

Es muss daher unsere Aufgabe sein, immer und zu jeder Zeit für Demokratie, Freiheit und Rechtsstaatlichkeit im freien und vorurteilsfreien Dialog mit unserem Gegenüber einzutreten. Deshalb müssen wir mit Mut und Kraft gegen diejenigen unsere Stimme erheben, die andere Meinungen nicht mehr aushalten wollen, gerade in einer Zeit, in der immer häufiger ungeniert verbale Gewalt und körperliche Gewalt gegen Andersdenkende ausgeübt wird. Hier muss Nulltoleranz das Gebot der Stunde sein.

Das sind die Herausforderungen, vor denen wir heute stehen. Der Bau der Mauer 1961 zeigt und mahnt uns nur zu deutlich, wohin solche Tendenzen langfristig führen können, zu keiner besseren Gesellschaft, sondern zu Abschottung und Unterdrückung. Eine Teilung unserer Gesellschaft darf nie wieder zugelassen werden. Dies ist unsere gemeinsame Aufgabe in der Zivilgesellschaft und in der Politik.

In Erfurt zeigt uns die Gedenkstätte Andreasstraße deutlich, was das Unrecht in der DDR und das Leid der Mauer konkret bedeutet hat. Über 6000 Männer und Frauen haben hier als politische Häftlinge auf Ihre Urteile gewartet. Solche Verhältnisse sind heute zum Glück undenkbar. Und wir alle müssen unseren Teil dazu beitragen, dass es auch so bleibt.